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  Nachhaltige Energien forcieren, um unabhängig zu sein

Was das Teil-Öl-Embargo, auf das sich EU-Staats- und Regierungschefs geeinigt haben, für Österreich bedeutet – eine faktenbasierte Bestandaufnahme.

Die Lage am Rohölmarkt und besonders am Dieselmarkt ist angespannt: Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Hinter den geringeren verfügbaren Mengen stehen die politischen Entscheidungen vieler Länder kepexels-rodolfo-clix-1036936in oder weniger Öl in Russland zu kaufen.

Daher geht die Ölförderung in Russland weiter zurück, für den Betrieb der Felder und neue Explorationsprojekte fehlt es auch aufgrund von Sanktionen an technischer Ausrüstung. Nun haben sich auch noch die EU-Staaten mit einem Teil-Embargo auf russisches Öl auf einen Kompromiss verständigt. Gleichzeitig stellen aber viele Unternehmen, Industrie wie Energieerzeuger, aus Preisgründen und aus Gründen der Versorgungssicherheit von Gas auf Erdöl um. Ein Ausgleich der fehlenden Mengen aus anderen Ländern und Regionen ist jedoch schwierig, da aufgrund des niedrigen Ölpreises in den letzten Jahren und der Bestrebungen zur Transformation der Mineralölindustrie weniger in neue Aufsuchungsprojekte investiert wurde.

Die OPEC hat bekannt gegeben, dass sie sich außer Stande sieht einen Ausfall russischer Öllieferungen prompt auszugleichen: „Es gibt keine Kapazität auf der Welt, die 7 Millionen Barrel pro Tag ersetzen könnte", meinte etwa OPEC-Generalsekretär Mohammed Barkindo dazu.

Das eine ist der Rohstoff Öl, das andere sind die Produkte Diesel, Benzin und Heizöl. Im „Dieselland“ Österreich wird etwa 4,5-mal so viel Diesel wie Benzin verbraucht. Und auch Heizöl, welches dem Diesel sehr ähnelt, wird stark nachgefragt. Österreich importiert rund 24 Prozent seines Benzin- und 59 Prozent seines Dieselbedarfs sowie 57 Prozent des in Österreich verbrauchten Heizöles. Probleme bei der Produktverfügbarkeit in unseren Nachbarländern werden auch auf Österreich Auswirkungen haben. Deutschland ist mit deutlichem Abstand das wichtigste Produkt-Importland für uns und importiert nicht nur russisches Rohöl, sondern auch große Mengen Diesel aus Russland. Die Raffinerien in Ungarn und der Slowakei sind auf russisches Rohöl ausgelegt und müssten erst aufwändig umgestellt werden.

Was ist nun also zu tun: Europa muss die russischen Öllieferungen durch Lieferungen aus anderen Ländern ersetzen – und das wird sich auf den Preis auswirken. Stichwort: Angebot und Nachfrage. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass Transportwege und Logistik umgestellt werden müssen.
Daraus folgt ein Eingriff in ein jahrzehntelanges optimiertes vernetztes System. Es müssen neue Handelswege und Lieferketten mit Kesselwaggons, LKWs (und Fahrern) sowie Pipelines aufgebaut werden – dies wird mit einem enormen Zeit- und Kostenaufwand einhergehen.

Die Europäische Kommission hat kürzlich unter dem Titel „RePowerEU“ ein Paket an Initiativen veröffentlicht. Der Plan ist eine Antwort auf die Energiekrise, die Russland mit seinem Angriff auf die Ukraine ausgelöst hat, und soll zwei Ziele verfolgen: einerseits ein Ende der Abhängigkeit von russischen fossilen und andererseits eine effektivere Bekämpfung des Klimawandels. Als wichtigste Maßnahmen wurden Energieeinsparungen, eine Diversifizierung der Energieversorgung sowie eine beschleunigte Einführung erneuerbarer Energien als Ersatz für fossile Brennstoffe identifiziert.

Die Mitgliedsunternehmen des Fachverbands haben den Weg in eine klimaneutrale Zukunft mit vielen innovativen Herangehensweisen und klimafreundlichen Projekten bereits eingeschlagen. Diese Projekte zur Abkehr von fossilen Energieträgern werden trotz eklatanter Preissteigerungen – angefeuert von der Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine – forciert und finanziert. Die Umsetzung wird zielstrebig verfolgt und wird im Idealfall noch schneller als erwartet passieren.