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  bp: Konzerne müssen grün werden

Um die Klimaziele zu erreichen, sollten auch traditionelle Großunternehmen als Treiber der Veränderung anerkannt werden.
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Die inzwischen weit verbreitete Meinung, mehr Unternehmen mit einem heute schon vollständig grünen Geschäftsmodell könnten die Antwort auf die Klimakrise geben, ist reizvoll. Mehr grüne Start-ups allein werden jedoch nicht ausreichen, um den Wandel zu gestalten, den die Welt braucht. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen: Tesla hat 2020 fast eine halbe Million E-Autos verkauft. Das ist weniger als ein Prozent aller weltweit verkauften Autos. Volkswagen und Daimler hingegen lieferten zusammen mehr als jedes sechste der 73 Millionen im vergangenen Jahr verkauften Fahrzeuge.

Das Beispiel verdeutlicht, welche enormen Herausforderungen zu bewältigen sind: Der Beitrag von Unternehmen mit rein grünem Geschäftsmodell ist fraglos sehr wertvoll. Doch diese Unternehmen haben nicht die nötige Größe und können auch nicht schnell genug wachsen, um im Alleingang einen so starken Einfluss auf das Emissionsvolumen zu haben, wie die Welt es will und braucht. „Daher bin ich davon überzeugt, dass zum Erreichen der Pariser Klimaziele auch die Unterstützung von „Greening Companies“ unabdingbar ist – also von Unternehmen, die heute noch nicht emissionsarm sind, die sich aber ernsthaft und nachdrücklich in diese Richtung bewegen“, erklärt Bernard Looney, CEO von bp, im Handelsblatt

Umbau als Herausforderung und Chance
Das bedeute nichts weniger, als die Bereiche Energie, Transport und Industrie grundlegend zu verändern, da diese Sektoren zusammen für mehr als 70 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich sind. „Dieser Umbau ist eine gewaltige Herausforderung und Chance zugleich“, so Looney, denn „natürlich müssen Unternehmen, die auf dem Weg sind, grün zu werden, mehr leisten, als sich nur das Ziel zu setzen, irgendwann klimaneutral zu werden.“

Die „Greening Companies“ brauchen allerdings auch Unterstützung, um die notwendigen Fortschritte schnell genug erreichen zu können. Deshalb sollten Investoren ermuntert werden, den positiven Klimabeitrag und langfristigen Wert dieser Unternehmen in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Und nicht zuletzt: Den „Greening Companies“ sollte ein Platz am Tisch eingeräumt werden, wenn in der Politik und auf Konferenzen über Klimaschutz gesprochen und entschieden wird.

Herausforderung für traditionelle Geschäftsfelder
So könnten alle Seiten mehr voneinander lernen und auf diese Weise zum schnelleren Abbau des weltweiten CO2-Ausstoßes beitragen. Looney: „In jedem Fall brauchen wir dazu Rahmenbedingungen und Richtlinien wie etwa eine CO2-Bepreisung, mit der einerseits Unternehmen Anreize erhalten, die ihre Emissionen verringern wollen, und andererseits Firmen benachteiligt werden, die dazu nicht bereit sind.“

Die Europäische Union hat jüngst ihr "Fit-for-55" genanntes Paket vorgestellt, mit dem die CO2-Emissonen bis 2030 um 55 statt der zuvor geplanten 40 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 gesenkt werden sollen. „Wir als bp begrüßen dieses EU-Klima- und Energiepaket, auch wenn es für einige unserer traditionellen Geschäftsfelder herausfordernd sein dürfte – beispielsweise für die Luft- und Schifffahrt oder den Transportsektor. Unsere Konzernstrategie steht jedenfalls im Einklang mit den Zielen der EU. Wir freuen uns über eine ambitionierte und effektive Politik, die uns dem Ziel der Klimaneutralität näherbringt“, erklärt der CEO von bp.

Greening Companies dürfen nicht scheitern
In jeder Branche gebe es Unternehmen wie bp, die als „Greening Companies“ beweisen wollen, dass der Wandel gelingen kann. „Wenn sie scheitern, werden andere Unternehmen zögern, ihrem Beispiel zu folgen. Wenn sie aber Erfolg haben, fühlen sich andere Firmen bestärkt auf diesem Weg“, so Bernard Looney. Daher brauche die Welt so viele erfolgreiche grün werdende Unternehmen wie möglich, die ihre Emissionen senken und gemeinsam zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen.

Dieser Text ist eine Zusammenfassung eines Gastkommentars, der am 29. Juli im Handelsblatt veröffentlicht wurde. Der Originaltext ist hier abrufbar:  https://bit.ly/3AfRQJA